Robbie Williams - das ''Rudebox''-Interview
Rar, rarer, Robbie. Ganze drei Gespräche unter vier Augen sind es am Ende, in denen der derzeit wohl größte europäische Popstar mit deutschen Journalisten über sein neues Album sprechen will: "Rudebox". In marineblauem Retrotrainingsanzug, dazu passenden Sneakern und einem giftgrünen Apfel in der Hand betritt Williams bereits Anfang August eine geräumige Suite in einem Frankfurter Nobelhotel, um Eins Live 20 Minuten seiner kostbaren Zeit zu gewähren.
Erstaunlich ist: Auch aus einem Meter Entfernung sieht Williams genau so aus, wie auf den zahlreichen Werbeplakaten, mit denen sich der Engländer jährlich einige Millionen dazu verdient. Robbie Williams ist aufmerksam, eloquent, wirkt bei einigen persönlichen Fragen aber auffallend emotionslos. Davon, dass er bereits wenige Wochen später seine komplette Asien-Tour in die Tonne treten wird, ist an diesem Tag aber noch nichts zu erahnen.
Eins Live: Robbie, im Vorfeld dieses Interviews musste man einen Vertrag unterschreiben, in dem explizit steht, dass du ausschließlich über dein neues Album und nicht über Persönliches sprechen möchtest.
Robbie Williams: Der Grund ist, dass im Moment einfach viel zu viel in der Presse über mein Privatleben gesprochen wird. Und deshalb macht es für mich einfach mehr Sinn zu sagen, dass ich mehr über meine Musik als über Persönliches sprechen möchte. Aber mal sehen, wo unser Gespräch noch hingeht! (grinst)
Eins Live: Viele Leute waren ziemlich überrascht, als es hieß, dass du schon wieder ein neues Album fertig hättest. "Intensive Care", deine letzte Platte, ist schließlich gerade mal ein Jahr alt.
Robbie Williams: Das Beste an meinem Job, das was am meisten Spaß macht, ist Platten zu machen. Alles was danach kommt, ist mir ziemlich schnurz. Das Album ist ein Hobby, das Promoten dagegen ein Job. In den 40er, 50er, 60er und 70er Jahren haben die Leute zwei, drei Alben in einem Jahr rausgebracht. Warum sollte das heutzutage nicht auch gehen?
Eins Live: Wobei man natürlich auch erwähnen sollte, dass du bei diesem Album ganz anders gearbeitet hast als zuvor.
Robbie Williams: Alle Platten, die ich bisher gemacht habe, habe ich mit einer einzigen Person geschrieben und auch aufgenommen. Und das dauert einfach zu lange. Drei Monate gehen für`s Produzieren drauf, drei Monate für's Schreiben. Wenn ich dagegen mit vielen verschiedenen Leute arbeite, geht das viel schneller. Weil jeder für sich in seinem Studio arbeitet.
Eins Live: War deine Plattenfirma nicht doch etwas geschockt, als du ihnen von "Rudebox" erzählt hast?
Robbie Williams: Ich glaube, die waren eher erfreut als überrascht. Sie hätten's wohl nur komisch gefunden, wenn die Platte schlecht wäre. Aber ich denke, dass dies meine bislang beste Platte ist. Ich weiß das, meine Plattenfirma weiß das - das ist alles ziemlich aufregend für mich als Künstler. Und ziemlich profitabel für sie als Unternehmen.
Eins Live: Wie ist generell dein Verhältnis zu deinen vergangenen Platten. Hörst du dir "Intensive Care" zum Beispiel heute noch an?
Robbie Williams: Da ist einfach noch zu wenig Zeit dazwischen, als dass ich die Platte gut finden könnte. Als ich das Album aufgenommen hab, hab ich's geliebt, klar. Aber jetzt braucht es einfach ein paar Jahre, bis ich es mir wieder anhören und sagen kann: "Mensch, Robbie, hast du gut gemacht!" Es ist einfach noch zu früh, auch um sich kritisch damit auseinander zu setzen.
Eins Live: Denkst du, es kommt der Tag, an dem du mit einer deiner Platten hundertprozentig zufrieden sein wirst? Wäre das ein Ziel?
Robbie Williams: Damit käme ich wohl nicht klar, wenn ich denken würde: "Okay, das war's! Das war mein Meisterstück!" Ich würde danach wahrscheinlich nur noch auf meinem Arsch sitzen und noch fetter werden als ich eh schon bin! (lacht gequält)
Eins Live: Dein neues Album wird viele Leute überraschen. Ein derartiger Stilmix war bisher noch auf keinem deiner Alben zu hören.
Robbie Williams: Ich bin eher überrascht, dass die Leute überrascht sind. Auf der anderen Seite leben sie auch nicht in meinem Kopf, meinem Computer, sie wissen also nicht, was ich so für Musik höre. Ich bin nur überrascht, dass ich einen Track wie "Rudebox" nicht schon früher gemacht habe. Bei "Rock DJ" hab ich's versucht, aber statt "Rudebox" ist "Rock DJ" dabei rausgekommen. Ich wollte diese Platte also schon ziemlich lange machen.
Eins Live: Wie ist so ein Song wie "Rudebox" entstanden?
Robbie Williams: Am Anfang war nur der Beat da. Meine Kumpels Soul Mekanik, Danny und Kelvin, die auch bei "Rock DJ" dabei waren, haben mir einfach einen Beat nach L.A. gemailt, und der Beat hieß einfach "Rudebox". Daraus ist der Song entstanden. Wir haben dann zusammen an den Texten gearbeitet, der Melodie, an allem. Und so ist der Song dann nach und nach entstanden.
Eins Live: Bei den beiden Köln-Konzerten Anfang August hast du "Rudebox" ja auch schon live präsentiert, und die Reaktionen seitens des Publikums waren eher bescheiden. Was denkst du, wie deine anderen neuen Songs live funktionieren werden?
Robbie Williams: Ich muss es ja gar nicht spielen auf der Bühne. Ich hab zumindest nie darüber nachgedacht, wie es wohl auf der Bühne klingen würde. Einfach, weil ich mit diesem Album eh nicht touren werde. Es ist zumindest nichts geplant.
Eins Live: Und wenn die Leute die Songs zu Hause hören, im Auto, unterwegs? Eine einfache Platte ist "Rudebox" definitiv nicht.
Robbie Williams: Ich hoffe, dass die Kraft dieser Platte die unterschiedlichen Reaktionen der Leute wettmacht. Und ich hoffe, dass sie die Qualität dieses Albums zu schätzen wissen. Mir ist es wirklich ernst damit, und ich wünsche mir, dass meine Fans die Platte genauso lieben wie ich.
Eins Live: Wie steht es mit den Reaktionen seitens der Presse. Gerade "Intensive Care" ist in den meisten Redaktionen ja nicht gerade gut weggekommen.
Robbie Williams: Kritiker sind ziemlich verbitterte Menschen. Die meisten wünschen sich, selber Musiker zu sein, sind es aber nicht. Und so was langweilt die Leute irgendwann. Vom ersten Tag an wurde ich auch nie für meine Musik, sondern als Mensch kritisiert, das kommt noch dazu. Sie nehmen mir den "Künstler" nicht ab, was okay ist - ich glaube mir ja selber nicht. (verzieht keine Miene)
Eins Live: Auf "Rudebox" finden sich zahlreiche Coverversionen. Ein Song, der hervorsticht, ist ein Track namens "We Are The Pet Shop Boys", der zudem auch noch klingt wie die Pet Shop Boys.
Robbie Williams: "We Are The Pet Shop Boys" ist eine Coverversion von einem Typen namens My Robot Friend aus New York. Der hat diesen Track geschrieben, "We Are The Pet Shop Boys". Irgendwann haben die Pet Shop Boys selbst dieses Stück gecovert, und jetzt covere ich das Cover der Pet Shop Boys. (lacht) Ich bin ein ziemlich nostalgischer Typ, und dieser Song ist wie eine leicht melancholische Erinnerung guter, alter Zeiten.
Eins Live: Genauso wie die beiden Songs "The 80s" und "The 90s", oder? Da schilderst du Situationen aus deiner Grundschulzeit, deine ersten Drogenerfahrungen, bis hin zu deinem ersten Mal Sex und das erste Zusammentreffen mit Take That.
Robbie Williams: Das ist wie Therapie für mich, wenn man so will. So kann ich meine Vergangenheit hinter mir lassen. Und das funktioniert wirklich! Früher wollte ich immer in meine Schulzeit zurück und war dann traurig, weil das ja nicht geht. Jetzt ist es so, dass ich denke: "Okay, das war einmal. Jetzt bin ich hier"
Eins Live: Eine andere Coverversion ist "King Of The Bongo" von Manu Chao. In Deutschland ist der Song ziemlich bekannt, in Großbritannien auch?
Robbie Williams: In England war das gar kein Hit, sondern nur ein kleiner, obskurer Track. Vor sieben Jahren hab ich das Stück zum ersten Mal gehört und fand's sofort super. Und es ist irgendwie ziemlich frech, so wie ich manchmal. Und Manu Chao ist eh super. Es passt einfach!
Eins Live: Und wer ist dieser "Good Doctor"? In dem Song zählst du alle möglichen Medikamente und Narkotika auf.
Robbie Williams: Ich habe viele verschiedene Seiten. Aber die beiden wichtigsten sind wohl der Robbie Williams, der Sportfan ist, der gesund lebt und frische Luft atmet. Und eben der andere Robbie Williams, der sich Drogen reinzieht und den ganzen Tag im Bett bleibt. Zwischen diesen beiden geht es ständig hin und her. Und der "Good Doctor" ist immer da, wenn die bessere Hälfte gewinnt.
Eins Live: Diesen Widerspruch in dir hast du ja schon häufig thematisiert. Was aber würdest du sagen, liebst du uneingeschränkt an dir? Was ist toll daran, Robbie Williams zu sein?
Robbie Williams: Das ist mein neuntes Album und so langsam werde ich gut. Und ich weiß, wer ich bin. Ich bin jetzt 32, mache seit 16 Musik. Und ich habe immer noch die Möglichkeit, tolle Platten zu machen, die die Leute auch kaufen wollen. Und das ist einfach verdammt aufregend.
von Oliver Plöger (Stand: 16. Oktober 2006)
Source:
http://www.einslive.de/diemusik/dasintervi...interview.phtml
Could anyone translate this, please ?:)
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